Stele zur Stadtgeschichte

In insgesamt 28 Bildern werden wichtige Ereignisse in der Geschichte der Stadt und ihrer drei Stadtteile Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen dargestellt

Kunst am Bau

Die ehemals selbständigen Gemeinden Unterboihingen und Wendlingen wurden zum 1. April 1940 durch Verfügung des damaligen Reichsstatthalters zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.

Durch das Erschließen neuer Wohngebiete nach dem Zweiten Weltkrieg wuchsen die beiden Orte stadträumlich zusammen. Beidseits der Landesstraße L 1200 entwickelte sich im Bereich der Unterboihinger Straße und der Albstraße ein neues Geschäfts- und Verwaltungszentrum.

Im Rahmen eines vom Land geförderten Sanierungsprojektes entstand in unmittelbarer Nähe des im Jahre 1959 fertiggestellten Rathauses die "Neue Stadtmitte".

Im Mittelpunkt

Auf dem St.-Leu-la-Forêt-Platz steht die vom Bildhauer Emil Jo Homolka geschaffene "Stele zur Stadtgeschichte".

In insgesamt 28 Bildern werden wichtige Ereignisse in der Geschichte der Stadt und ihrer drei Stadtteile Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen dargestellt. In zum Teil symbolhafter Weise soll dem Betrachter die Stadtgeschichte näher gebracht werden.

Ebenso symbolhaft markiert der Standort der Stele den neuen Mittelpunkt der noch jungen Stadt Wendlingen am Neckar, die im Jahre 1964 aufgrund der bemerkenswerten gemeinschaftlichen Aufbauleistung aller Bürger aus allen drei Stadtteilen, einschließlich Vertriebener, Flüchtlinge und Neubürger, erneut zur Stadt erhoben worden ist.

Wir wünschen dem Betrachter eine vergnügliche Beschäftigung mit unserer Stadtgeschichte.

1132

Das Jahr 1132 ist das bisher älteste bekannte Datum in Verbindung mit unserer Stadt. 

In diesem Jahr schenkt der Mönch Heinrich von Kuppingen dem Kloster Zwiefalten eine halbe Hube (einen halben Bauernhof) zu Wendlingen. 

1237

Der erste urkundliche Nachweis des von den Grafen von Aichelberg (nahe Verwandte der Staufer) verliehenen Stadtrechts findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1237.

Das Städtchen Wendlingen wurde später mit einer Ringmauer bewehrt und besaß drei Stadttore.

1268

Das reichsunmittelbare Rittergut Bodelshofen, heute der kleinste Stadtteil unserer Stadt, wird im Jahre 1268 erstmals urkundlich erwähnt.

1275

Das älteste Bauwerk der Stadt ist die Kapelle “Zu unserer lieben Frau im Hürnholz” im Stadtteil Unterboihingen. Sie wird erstmals im Jahre 1275 urkundlich genannt.

1276

Im Stadtteil Wendlingen gab es in früheren Zeiten eine Reihe von Getreide-, Öl- und Gipsmühlen.

Die erste urkundliche Erwähnung der “Oberen Mühle” findet sich im Jahre 1276.

1327

Im Jahre 1327 ist erstmals Unterboihingen urkundlich von der Nachbargemeinde Oberboihingen zu unterscheiden. Zwei Schlüssel symbolisieren diese Trennung.

1448 bis 1593

Dieses Bild erinnert an die Kirchenstiftungen der Herren von Wernau. Die Evangelische Eusebiuskirche im Stadtteil Wendlingen wurde im Jahre 1448 begonnen, der Turm im Jahre 1511 fertiggestellt.

Die Fertigstellung der Katholischen Kirche St. Kolumban in Unterboihingen erfolgte im Jahre 1593.

1485 bis 1545

Bodelshofen, Unterboihingen und Wendlingen waren schon einmal in “einer Herrschaft” vereint, und zwar in den Jahren 1485-1545, als alle drei Orte den Grafen von Wernau gehörten.

Bodelshofen wird durch das Wappen der Herren von Palm symbolisiert, denen das Reichsrittergut wohl am längsten gehörte. Ein eigenes Ortswappen für Bodelshofen fand sich bisher nicht.

1514 bis 1518

Im Jahre 1514 beschweren sich Wendlinger Ackerbürger gegenüber ihrem Stadtherrn, Hans von Wernau, weil dieser ohne die Bürger zu informieren, den Ort gegen ein Darlehen verpfändet hatte.

Im Jahre 1518 mußten dann die Wendlinger Bürger auf Geheiß des Württembergischen Herzogs schwören, nie mehr Klage gegenüber ihrer Herrschaft zu erheben.

1539

Im Jahre 1539 wird in Wendlingen die Reformation eingeführt. Ein erster evangelischer Prediger kommt in den Ort.

1545 und 1805

Das Städtchen Wendlingen wird 1545 württembergisch und landständisch. In der Folge versuchten mehrere Württembergische Herzöge immer wieder die kleinen Landstände aus dem Landstand zu verdrängen.

Wendlingen verteidigte seine Landstandschaft bis zur Beseitigung der landständischen Verfassung im Jahre 1805.

1618 bis 1648

Dieses Bild symbolisiert die Schrecken des 30jährigen Krieges von 1618-1648, der auch für die drei Teilorte Unterboihingen, Bodelshofen und Wendlingen verheerende Auswirkungen hatte.

1699

Im Jahr 1699 wird für Wendlingen erstmals eine Badestube urkundlich erwähnt.

1730 und 1735

Nachdem im Jahre 1730 Unterboihingen mit Hilfe veruntreuter Gelder an den Herrn von Bodewein verkauft wurde, und dieser im Jahre 1735 nach Aufdeckung des Unrechtshandels beim Herzog in Ungnade gefallen war, ritten 25 württembergische Husaren die heutige Nürtinger Straße nach Unterboihingen ein, um die Huldigung der Bewohner gegenüber dem Herzog zu erzwingen. Die Nürtinger Straße heißt deshalb heute noch im Volksmund “Husarengasse”.

1739

Unterboihingen wird im Jahr 1739 von Freiherr Wilhelm Ludwig Thumb von Neuburg im Tausch gegen die Hälfte von Köngen erworben.

Das Geschlecht der Thumbs, das schon seit dem 14. Jahrhundert in Köngen ansässig war, ist seitdem in ununterbrochener Folge, inzwischen in der 9. Generation, im Ort ansässig.

1830

Die Neckarflößerei ist in Gemeinderechnungen des Jahres 1830 nachgewiesen.

1859

Im Jahre 1859 wird die Eisenbahnstrecke Plochingen-Reutlingen fertiggestellt; Unterboihingen wird Bahnstation.

1861

Im Jahr 1861 errichtet in Unterboihingen die Fa. Otto (1816 gegründet in Nürtingen) eine Baumwollspinnerei und Kraftwerk. Damit beginnt in Unterboihingen und Wendlingen die Industrialisierung.

1912

Im Jahre 1912 siedelt sich die Möbelfabrik Behr (aus Stuttgart kommend) in Wendlingen an. Die Firma entwickelt sich zu einem der bedeutendsten Möbelhersteller.

Bei Behr wird die “erste Spanplatte” erfunden; Lizenzen dafür werden in die ganze Welt vergeben. Ebenso stammt die erste Möbelanbauwand aus dem Hause Behr.

1934 bis 1937

In den Jahren 1934 bis 1937 wird die Autobahn Stuttgart-München gebaut. Sie durchquert von der Anschlußstelle im Neckartal bis zur Markungsgrenze Lindorf die Markung Unterboihingen.

1944 bis 1945

In diesem Bild werden die Auswirkungen des Dritten Reiches unter der Naziherrschaft symbolhaft dargestellt: Einsetzende Gleichschaltung, Verfolgung poltisch Andersdenkender und Krieg.

Drei Luftangriffe zwischen Februar 1944 und März 1945 haben im Stadtteil Wendlingen zwei Tote, 130 Obdachlose und 36 zerstörte Häuser zur Folge.

1940

Zum 1. April 1940 werden Unterboihingen und Wendlingen (zu dem seit 1829 Bodelshofen gehört) zwangsweise zu einer Gemeinde unter dem Namen “Wendlingen am Neckar” vereinigt.

Erhebliche Proteste der Unterboihinger Bevölkerung gegen diesen Verlust der Selbständigkeit und des Namens begleiten die Geschichte der Stadt bis hinein in die 60er Jahre.

1945 bis 1950

Von 1945-1950 kamen insgesamt 1883 Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Sudetenland, Bessarabien, Ungarn, Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien nach Wendlingen am Neckar.

Im Jahr 1950 betrug deren Anteil an der Wohnbevölkerung 26,4 %. Die Eingliederung dieser Bevölkerungsgruppen und deren Versorgung mit Wohnraum, Mobiliar, Haushaltsgerät und Lebensmittel gestaltete sich angesichts der allgemeinen schlechten Rahmenbedingungen in jener Zeit schwierig, wurde aber gemeistert.

1950

Dieses Bild symbolisiert die Jahre des Wiederaufbaus, der etwa ab dem Jahre 1950 einsetzte.

Es entstanden in der Stadt neue Wohn- und Gewerbegebiete, das Schulwesen wurde ausgebaut, die notwendigen Ver- und Entsorgungseinrichtungen geschaffen.

1951 bis 1966

Die Egerländer, eine Volksgruppe aus dem Sudetenland, beginnen 1951 mit der Pflege ihres Brauchtums in ihrer neuen Heimat mit der erstmaligen Aufstellung des Maibaums.

Im Jahre 1952 wird das erste Vinzenzifest, in Fortsetzung der nahezu 300jährigen Tradition eines kirchlichen Brauchtums und Erntedankfestes in Eger, gefeiert.

Im Jahr 1966 übernimmt die Stadt Wendlingen am Neckar die Patenschaft für die in Baden-Württemberg beheimateten Egerländer.

1964

In Würdigung der bemerkenswerten Aufbauleistung nach dem zweiten Weltkrieg, einer Gemeinschaftsleistung aller Bürger in allen drei Stadtteilen, erhält die Stadt im Jahre 1964 durch die Landesregierung erneut das Stadtrecht verliehen.

1963

Dieses Bild symbolisert die Entwicklung des schulischen und kulturellen Lebens in der Stadt, etwa ab dem Jahre 1963. Die Stadt Wendlingen am Neckar wird Schulstadt.

Es entstehen höhere Bildungsanstalten wie Realschule und Gymnasium. Andere kulturelle Einrichtungen wie Volkshochschule, Musikschule, Heimatmuseum, Galerie und Stadtbücherei prägen heute das Bild einer aufstrebenden Kleinstadt im Mittleren Neckarraum.

1972 bis 1988

Bereits in den 50er Jahren entwickelte sich in der Mitte der beiden ehemals selbständigen Gemeinden Unterboihingen und Wendlingen ein neues Stadtzentrum.

Nach der Einweihung des neuen Rathauses im Jahre 1959, dem Entstehen eines Einkaufszentrums in der Unterboihinger Straße ab dem Jahr 1972, verzeichnete diese Entwicklung im Jahre 1988 mit der Einweihung der “Neuen Stadtmitte” einen weiteren Höhepunkt.