Das Vinzenzifest – Egerländer Erntedankfest im Zeichen des Heiligen Vinzentius

Tief verwurzelt im Brauchtum der Stadt Eger war das Vinzenzifest, das als Erntedankfest am letzten Augustsonntag alljährlich gefeiert wurde. Der Ursprung des Festes geht auf die Überführung der Reliquie des heiligen Vinzentius von Wien nach Eger zurück.

Der Heilige Vinzentius

Vinzentius war Diakon des heiligen Bischofs Valerius von Saragossa in Spanien. Im Jahre 304 erlitt er in Rom das Martyrium. Er zählt damit zum Dreigestirn der Diakone: Stephanus, Laurentius und Vinzentius. Einzelheiten des Martyriums sind nicht bekannt. Nach alter Überlieferung erlitt er das Martyrium an der Via Aurelia und wurde dort auch beigesetzt. Seine Verehrung verbreitete sich sehr schnell in Spanien, Gallien, Rom und Afrika.

Der Leib des heiligen Vinzentius wurde auf Befehl Seiner päpstlichen Heiligkeit Alexander VIII. aus seiner bisherigen Ruhestätte entnommen und dem Kardinal Johann Leopold Grafen von Kolonitsch am 16. November 1689 in Rom übergeben, der dann die Reliquie nach Wien überlieferte. Der Kardinal war lange Jahre Kommandeur der Maltheser-Kommanda in Eger. Aus Anhänglichkeit an diese Stadt verehrte er die Reliquie der Kirche zum Heiligen Niklas in Eger. 

Am 18. Oktober 1692 brachte der Bürgermeister Johann Philipp Martini die Reliquie in die Stadt, wo sie zuerst in der Kapelle des Rathauses beigesetzt wurde. Nachdem ein kostbarer Reliquienkasten angefertigt war, wurde der Gedächtnistag des Heiligen Niklas, der 6. Dezember 1693, für die feierliche Übertragung der Reliquie in die Stadtpfarrkirche ausgewählt.

Der traditionelle Ablauf des Vinzenzifestes

Seit 1694 feierten die Egerländer ihr Vinzenzifest alljährlich am letzten Sonntag im August, als Erntedankfest. Im Rahmen einer Prozession wurde die Reliquie des Heiligen Vinzentius durch die Stadt getragen. Unterbrochen wurde die alte Tradition durch die Vertreibung der Egerländer aus ihrer angestammten Heimat in Folge des Zweiten Weltkriegs. Viele Egerländer hat es in den Nachkriegswirren nach Süddeutschland verschlagen. So kam es, dass sich auch in Wendlingen am Neckar zahlreiche Menschen aus dem Egerland niedergelassen haben.

Am 24. Juli 1949 gründete Anton Rödl im Gasthof Löwen die Egerländer Gmoi Wendlingen am Neckar, die sich intensiv der Brauchtumspflege aus der alten Heimat annahm. Walter Helm, ein echter Egeraner, regte 1951 an, das Egerer Stadtfest in Wendlingen am Neckar aufleben zu lassen. 1952 war es dann soweit: Am 30. und 31. August feierten die Egerländer ihr erstes Vinzenzifest in der neuen Heimat. Den Mittelpunkt des Festes bildeten die Pontifikalmesse auf der Unterboihinger Schützenwiese und der anschließende Festzug vom Bahnhof zum Festplatz.

In den 70er und 80er Jahren verlagerte sich der Standort der Veranstaltung und das Vinzenzifest wurde hinter dem Rathaus gefeiert. Von 1983 bis 1991 fand das Festgeschehen auf dem Parkplatz der Firma Otto statt, bevor es 1992 auf dem Festplatz am Schäferhauser See seinen Standort fand. Ab 2009, mit der Fertigstellung des Treffpunkt Stadtmitte, wurde das Vinzenzifest in die Stadtmitte integriert. Heute ist das Brauchtums- und Erntedankfest der Egerländer eines der größten Heimatfeste in Baden-Württemberg. Aus dem ganzen Land finden sich die Egerländer zu ihrem Landestreffen ein und feiern gemeinsam mit den Schwaben.

Ab dem Jahr 2022 wird das Vinzenzifest an einem neuen Datum gefeiert, immer am letzten Wochenende vor den Sommerferien. In diesem Jahr bedeutet das, dass das Stadtfest am 23. und 24. Juli 2022 stattfindet.

Informationen

Weitere Informationen zum traditionellen Vinzenzifest und zum diesjährigen Programm finden Sie hier.