Die Reisende

Kunstinstallation am Bahnhof in Wendlingen am Neckar

Für den Bahnhof wurde eine große kinetische Installation realisiert, die das Thema Reise versinnbildlicht, denn am Bahnhof sind Ankunft und Abschied ständig zugegen. Das Kunstwerk wurde am 23.09.2023 feierlich eingeweiht und in Betrieb genommen.

Die Künstlerin
Anja Luithle ist bildende Künstlerin mit Schwerpunkt Objekt und Plastik und lebt seit 2005 in Wendlingen am Neckar. Aufgewachsen ist sie in Bietigheim-Bissingen.
Ihr Studium hat sie in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste und in Barcelona an der Facultad de bellas Artes absolviert. Dazu hat sie das Studium der Kunsterziehung mit dem ersten Staatsexamen 1995 abgeschlossen.
Neben vielen Ausstellungen (seit 1991) hat Anja Luithle eine Reihe von Projekten für den öffentlichen Raum und für Museen verwirklicht. Darunter die drei Grazien für das Textil- und Industriemuseum Augsburg, das Hutmuseum in Lindenberg oder das Steiff Museum in Giengen an der Brenz. Eine Einzelausstellung richtete das Musee d´art moderne et contemporain in Saint Etienne aus.
Die erste große Installation mit einem roten Kleid (auch als “rote Dame” bezeichnet) ist “Die Gratwanderin”, ein kinetisches Werk, das 16 Meter auf der Dachterrasse des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart zurücklegt.
Es folgten einige andere Projekte, darunter auch hier in der Region “Die Springerin” in Fellbach und “Die Wegweiserin” in der Stadt Eislingen, die sich um die eigene Achse dreht und immer in eine andere Richtung weist.

Der Standort am Bahnhof
Als Standort wurde der Auf- und Abgang am Busbahnhof zu den Bahngleisen am Bahnhof gewählt. Das Kunstwerk wird diesen Platz aufwerten und die Aufenthaltsqualität verbessern. Der Bahnhof ist der Ort, an dem Menschen ankommen und abreisen. Hier wird der Fremde und der Heimkehrende begrüßt. Er bekommt einen ersten Eindruck der Stadt.
Der Gedanke dabei ist eine Situation zu schaffen die den Menschen willkommen heißt oder ihn verabschiedet.
Der Dreh- und Angelpunkt der Stadt ist der Bahnhof. Hier wird das Kommen und Gehen sichtbar. Züge fahren ein, Räder rattern, hier pulsiert die Bewegung im Takt der menschlichen Bedürfnisse, mitten im Kreis des Lebens.

Herleitung der Idee, Titel, Konzept und Wirkung
Der Kreislauf des Lebens

Sie sehen drei Säulen an denen große Ringe links und rechts befestigt sind. Auf der mittleren Säule schwebt ein rotes Kleid. Die Säulen sind statisch, das Kleid oben dreht sich um die eigene Achse. Insgesamt 6 Edelstahlkreise sind an den Säulen seitlich angebracht. Durch die Bewegung des Objekts und die eigene körperliche Bewegung korrespondieren die Reifen untereinander und formieren sich zu ständig neuen Bildern und Kompositionen. Sie scheinen sich ineinander zu verflechten, um sich denn wieder zu einem treppenartigen Aufstieg oder Abstieg zu formieren.
Der Auf- und Abstieg im Leben, die Ankunft, die Geburt und die Abreise, der Tod, bilden den Kreislauf des Lebens als ewige Wiederholung.
Der Kreis ist das Symbol für die Einheit, für das Absolute, den Himmel, das Vollkommene.
Ein Kreis hat weder Anfangs- noch Endpunkt und ist daher ein Symbol der Unendlichkeit.
Ein Kreis vermittelt weniger Spannung als ein Rechteck oder ein Dreieck, da er in keine Richtung weist. Seine Wirkung ist ruhig, harmonisch, in sich geschlossen, unendlich, weich und sicher.
Das Kleid symbolisiert den Menschen. Da es sich um eine Hülle handelt ist jeder mit seiner Phantasie in der Lage, etwas hinein zu projizieren. Es befindet sich räumlich gesehen zwar in luftiger Höhe vom Boden aus in ca. 7 Metern, ist aber letztendlich auf derselben Ebene und Blickachse wie die vorbeifahrenden Züge, also auf der Höhe der Passanten und der Wartenden. So ist die Figur auf derselben Höhe wie wir.