Christiane Beck

Mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester verlebte Christiane auf dem großen Gut eine unbeschwerte Kindheit, bis ein schwerer Schicksalsschlag die Familie traf: mit nur 28 Jahren starb die Mutter.

Mein Vater hat alles für uns gemacht, weil wir die Mutter verloren haben.

Wenige Jahre später heiratete Vater Otto Nelson ein zweites Mal, 1944 kam Christianes Stiefbruder zur Welt.

Flucht

Am 16. Oktober 1944 begann der sowjetische Angriff auf Ostpreußen, die Rote Armee überquerte in den darauffolgenden Tagen an mehreren Stellen die deutsche Reichsgrenze. Noch untersagen die nationalsozialistischen Machthaber der Zivilbevölkerung die Flucht, während die Rote Armee weiter nach Ostpreußen eindringt. Zahllose Menschen wurden getötet oder deportiert, die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen als Zeichen tiefster Demütigung des Feindes waren an der Tagesordnung. Männer, Jugendliche und Kriegsgefangene wurden zu Hunderttausenden als "lebende Reparationszahlung" nach Russland deportiert.

Erst im Winter 1944/45 flohen die Menschen in wilder Panik zu Fuß, mit Handwagen oder Pferdefuhrwerken vor den russischen Panzern. Es blieb ihnen kaum Zeit, an das Nötigste zu denken. Auch die siebenjährige Christiane floh mit ihrer Stiefmutter und Geschwistern aus Gehrkienen.

„Da war so viel Schnee, und diese Kälte.“

Was sie auf der Flucht erlebten, hielt die beherzte Stiefmutter in ihrem Fluchttagebuch fest:

„Wir waren plötzlich arme Leute. Wir haben nichts besessen und das war hart.“

Mit ihrer Mutter und den Geschwistern fand Christiane Beck in der Scholtz-Kaserne in Schleswig Zuflucht, die 1945 als Aufnahmeort für vorwiegend ostpreußische Flüchtlinge diente.

Durch den Kontakt der Mutter zur Landsmannschaft erfuhr Christiane Vieles über ihre ehemalige Heimat Ostpreußen.

Neue Heimat Wendlingen am Neckar 

Ihre Schwester lebte bereits in Vaihingen bei Stuttgart. Bei dem gemeinsamen Besuch einer Tanztee Veranstaltung auf dem Stuttgarter Killesberg lernte Christiane 1952 ihren späteren Mann kennen, der aus dem Sudentenland stammte.

1970 zog das Paar nach Wendlingen am Neckar, erwarb einen Baugrund und zog 1971 in ihr neues Heim. 1975 und 1977 wurden die beiden Töchter geboren.

Heute lebt Christiane Beck, deren Kinder und Mann bereits verstorben sind, noch immer alleine in ihrem Haus. Ihre Erinnerungen an Gehrkienen, an die Flucht, den Neuanfang in Schleswig und ihre neue Heimat Wendlingen am Neckar fassten die Töchter in einem Buch zusammen, das mit zahlreichen Bildern ein wertvolles Zeitzeugendokument für die Familie ist.